28. Mai 2024: Erst schlägt ein Ex-Superstar auf und dann…


Liebes Tagebuch,

hätte mir vor einem Jahr mal jemand gesagt, dass ich einen echten Fußballstar trainieren darf, hätte ich den wohl für verrückt erklärt. Doch genau das ist passiert! Wie ist es dazu gekommen?

Leider ist Kensei Ukita in dieser Saison vom Pech verfolgt. Nach einer Verletzung zum Ende der Vorbereitung gab es direkt nach seiner Rückkehr eine weitere im Training. Das habe ich ja schon vor einem Monat berichtet.

Den vergangenen Monat haben wir es ohne ihn versucht – und mussten erkennen, dass die Personaldecke im Sturm zu dünn ist. Wenn wir nicht im Aufstiegsrennen ins Hintertreffen geraten wollen, muss Ersatz her. Es kann nur ein vertragloser Spieler sein, denn nur ein solcher darf direkt eingesetzt werden.

Doch so richtig habe ich nicht daran geglaubt, eine Verstärkung zu finden. Vertraglose einheimische Stürmer, die unseren Ansprüchen genügen, waren ohnehin nicht vorhanden. Ein Ausländer musste also kommen – auch wenn das bedeutet, dass ein anderer unserer vier Nicht-Japaner seinen Stammplatz gegen viel Zeit auf der Tribüne eintauschen muss.

Doch selbst da gestaltete sich die Suche schwierig … bis mein Telefon klingelte. Ein Spielerberater war am anderen Ende der Leitung. Er habe gehört, dass wir einen Stürmer brauchen und sein Klient sei gerade auf der Suche nach einem Verein für das restliche Jahr. Der Name seines Klienten: Wilfried Bony!

Meine erste Reaktion? Ich habe mich sicher verhört. Oder vielleicht gibt es ja einen anderen Wilfried Bony? „Er kann ja mal zum Probetraining vorbeikommen; Anreise muss aber selbst gezahlt werden“, war meine wenig enthusiastische Antwort auf die Anfrage.

Doch nur zwei Tage später schaute ich ganz schön verdutzt aus der Wäsche, als DER Wilfried Bony vor mir stand. Ja, der Bony, der einst für Vitesse Arnheim, die Eredivisie kurz und klein schoss, dann für 14 Millionen Euro in die Premier League ging und sogar eine Weile bei Manchester City unter Vertrag stand. Der Bony, der 2015 mit seinem Doppelpack im Viertelfinale großen Anteil am Afrika-Cup-Sieg der Elfenbeinküste hatte. Der Bony will bei uns anheuern?

Mein nächster Gedanke war natürlich, dass wir uns so einen Spieler nie leisten können. Doch auch hier war direkt Einigung erzielt. Bony erklärte sich bereit, uns für sieben Monate bis Ende der Saison auszuhelfen. Das gesamte Gehalt über diesen Zeitraum beläuft sich dabei auf nur etwas über 50.000 €, ein vernachlässigbares Handgeld und Mini-Prämien. Und selbst sein Berater gab sich mit einem kleinen Honorar zufrieden.

Natürlich war ein riesiger Trubel, als ich Bony bei der Pressekonferenz vorgestellt und als Neuzugang für den FC Gifu präsentiert habe. Dies blieb auch unserem Vorstand nicht verborgen. Beeindruckt davon, was ich aus dem Verein in wenigen Monaten gemacht habe, gab es einen unglaublichen Vertrauensvorschuss. Unabhängig davon, ob wir dieses Jahr aufsteigen, werde ich weiter Trainer bleiben.

Mein Vertrag wurde um ein Jahr bis Ende 2025 verlängert. Zudem gab es eine Gehaltserhöhung. Mit einem Jahresgehalt von 78.000 € liege ich zwar unter dem von Bony (und vielen anderen Spielern des Teams), aber mal ehrlich: Hätte mir vor einem Jahr jemand gesagt, dass ich bald mit Fußball mehr als in meinem vorherigen Job verdienen würde, hätte ich auch den für verrückt erklärt…

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