Liebes Tagebuch,
gerade habe ich mein allererstes Spiel als Trainer einer Erstligamannschaft betreut. Doch bevor ich darüber schreiben kann, muss ich mich erst mal der turbulenten Zeit davor widmen. Denn es gab ein riesiges Problem.
Seit meinem Amtsantritt verfolgt mich eine Sache: Hier in Japan mussten schon in Liga 2 & 3 mindestens zwei vom Verein ausgebildete Spieler im Kader sein. Wir haben nur einen einzigen. In der ersten Liga brauchen wir nun plötzlich 4 (!) solcher Spieler im 18-Mann-Spieltagskader.
Kein Problem – dachte ich zumindest. Über die Jahre konnte ich bereits einige Jugendspieler bei ihren ersten Schritten fördern. Sie sind zwar noch nicht ganz auf dem erforderlichen Niveau, aber als Bankspieler haben sich einige von ihnen eine Chance verdient – doch dann machten mir „Käfer“ einen Strich durch die Rechnung.
Denn die offizielle Registrierungsstelle des japanischen Liga-Verbands wollte bzw. konnte diese Spieler, die teilweise seit Kindheitstagen bei uns kicken, nicht als „vom Verein ausgebildet“ anerkennen.
Die Telefone glühten, am Ende hatte ich einen Herrn Sportishi Interactivanabe am Telefon, der immer nur was „Bug, Bug“ schrie – scheinbar gibt es eine Art von Käferbefall bei der offiziellen Stelle, die dort die Bearbeitung der Anträge zur Anerkennung als „vom Verein ausgebildet“ gerade unmöglich macht. Daher hoffe ich mal, dass der Kammerjäger schnell tätig wird – denn sonst wird das Überleben in dieser Liga noch schwerer.
Schließlich sind wir ohnehin schon krasser Außenseiter:

Aufgrund der erwähnten Registrierungsprobleme mussten wir sehr dringend Leute finden, die beim Verein ausgebildet wurden. Zum Glück arbeiten auf der Geschäftsstelle sowie im Greenkeeper-Team insgesamt drei junge Männer, die in der Jugend einst für Gifu spielten und damals (noch vor dem Käferbefall) auch als vom Verein ausgebildete Spieler bei der Liga registriert wurden.
Als sogenannte „Graue Spieler“ (keine Ahnung, woher dieser Begriff kommt, aber er wurde immer wieder in den Gesprächen genannt) durften wir sie auf die Bank setzen – zu dumm, dass sie alle damals Torhüter waren.

Im Endeffekt gingen wir so mit nur drei richtigen Wechseloptionen (Stürmer Yokoyama hat auch nicht das nötige Niveau, sitzt nur auf der Bank, weil er ebenfalls ein im Klub ausgebildeter Spieler ist) in unser erstes Spiel in Liga 1.
Dazu kommt, dass ich durch die zwischenzeitliche Transfersperre das Team bisher nur sehr rudimentär verstärken konnte. In der Vorbereitung gab es zudem einige Verletzungen.
Keiner gibt uns eine Chance, wir haben nur ein rudimentäres Team zusammen und spielen auch noch auswärts beim Spitzenteam Vissel Kobe? Was machen wir also?
Ganz sicher nicht mauern! Denn wir versuchen unser Angriffsspiel aus der zweiten Liga durchzuziehen und nach vorne zu spielen – mit Erfolg. Zum Auftakt der Saison gibt es ein spektakuläres 2:2 mit vielen Offensivaktionen von uns.
Das macht mir Mut. Keiner gibt uns eine Chance, uns werden Knüppel (oder besser Käfer) zwischen die Beine geworfen, aber wir kämpfen – und das erste Spiel stimmt mich optimistisch.

2 Replies to “15. Februar 2026: Käfer, 3 „Graue“ Torhüter auf der Bank, keine Chance => Attacke!”