Liebes Tagebuch,
wie schon im Vorjahr liegen wieder drei nervenaufreibende letzte Spieltage hinter mir. Konnten wir dieses Mal die Meisterschaft sichern oder verspielten wir sie erneut?
Die Ausgangslage war auf jeden Fall mit vier Punkten Vorsprung glänzend.

Allerdings: Wie schon in der Vorsaison geht uns nach einer langen Siegesserie ausgerechnet gegen Saisonende ein wenig die Puste aus. Nachdem wir von Ende Mai bis Mitte August alles gewannen, ist die Bilanz der letzten sieben Spiele mit drei Siegen bei je zwei Unentschieden und Niederlagen nicht die eines Meisters.
Der Sieg zuletzt gegen Vissel Kobe machte aber Hoffnung, dass wir rechtzeitig wieder in der Spur sind.

Spiel 1: Gamba Osaka
Diese (sich über fast einen Monat erstreckenden) Tage der Entscheidung begannen auch direkt mit einem Spitzenspiel, bei dem wir zu Hause die Möglichkeit bekamen, einen direkten Konkurrenten aus dem Rennen zu kicken. Doch mal wieder versagen uns die Nerven. Wir dominieren und vergeben mit einer Ausnahme alle Chancen. Osaka macht mit den einzigen zwei Angriffen zu Beginn und zum Ende der Hälfe zwei Tore. In der zweiten Hälfte will uns trotz zweier weiterer Großchancen kein Tor gelingen. Wir verlieren mit 1:2.

Da die Kashima Antlers ihr Spiel dominant mit 5:0 gewinnen, haben wir nur noch einen Punkt Vorsprung, Osaka hält sich mit dem Sieg gegen uns und vier Punkten Rückstand mit Außenseiterchancen noch im Rennen.
Spiel 2: Urawa Red Diamonds
Nach dem ernüchternden Auftakt in die finalen drei Spieltage waren erst einmal satte drei Wochen Pause angesetzt. Das schien erst einmal gut für uns, gab es doch unserem Starstürmer Shigeru Yoshida die nötige Zeit, aus einer längeren Verletzungspause zurückzukehren und in Freundschaftsspielen wieder Matchfitness aufzubauen. Rettete er uns die Meisterschaft?
Er fügte sich zumindest mit einer guten Aktion wieder ein. Yoshida mit einer tollen Flanke auf Woltemade, der uns mit 1:0 gegen die Red Diamonds in Führung bringt. Doch danach schlägt wieder die Nervosität zu. Nach einer Stunde fällt das 1:1. Dass wir dies umgehend kontern können (Elfmetertor durch Woltemade in der 63.), beruhigt das Spiel nicht. Chancen hüben wie drüben, die Diamonds treffen zwei Mal die Latte und machen dann in der 5. (!!!) Minute der Nachspielzeit das 2:2.

Die Antlers gaben sich eine solche Blöße natürlich nicht. Sie gewannen mit 3:2 bei den Yokohama F. Marinos und hatten vor dem letzten Spieltag nun die Poleposition mit einem Punkt Vorsprung inne.
Spiel 2: Yokohama F. Marinos
Gegen jene Marinos mussten wir im letzten Spiel ran. Dazwischen erledigten wir unsere Champions-League-Pflichtaufgabe gegen Lee Man aus Hongkong mit einem 3:0 Sieg, der aber zäher war, als es das nackte Ergebnis ausdrückt. Denn der zuletzt sehr vertraute Chancenwucher ließ uns lange auf das erlösende Tor warten.
Das Thema „Chancenwucher“ begleitete uns auch ins letzte Spiel, wo es aber erst mal aus anderem Grund früh klar wurde, dass es nix mit der Meisterschaft wird. Denn die Antlers lagen nach 12 Minuten im Parallelspiel bereits mit 2:0 in Führung. Aber am Ende war deren sogar Ergebnis egal, denn wir können unsere Hausaufgaben nicht erledigen – und das Spiel ist symptomatisch für die letzten Wochen. Viele Chancen für uns, kaum welche für den Gegner und ein Gegentor natürlich in der Nachspielzeit (dieses Mal 90. +3). Am Ende steht es 2:2!

Damit müssen wir den Antlers ein weiteres Mal zur Meisterschaft gratulieren. Am Ende setzt sich natürlich das klar favorisierte Team durch, welches auch ganz andere Möglichkeiten hat. Die Antlers zahlen über 28 Millionen Euro Gehälter an ihre Spieler pro Saison, wir gerade mal neun Millionen. Das werden wir auch mittelfristig nicht aufholen. Für nächste Saison bekommen wir nicht mehr Gehaltsbudget und nur eine Million Transferbudget.
Doch das Geld ist nur eine Seite. Die Wahrheit ist, dass wir mit miserabler Chancenverwertungen, vielen Unkonzentriertheiten und gleich reihenweise Gegentoren in der Nachspielzeit (erinnert sei auch noch mal an das verrückte 3:3 gegen Hiroshima) die Meisterschaft selbst verspielt haben.
Es steht jetzt erst mal in drei Tagen noch das entscheidende Champions-League-Spiel an. Am 1. Januar gibt es auch noch das Pokalfinale gegen die Antlers (keine Ahnung, warum o spät und mitten in der eigentlichen Winterpause statt direkt nach Saisonabschluss). Mal abwarten, wie dann meine persönliche Zukunft ausschaut.
