8. Dezember 2028: Hallo Amerika


Liebes Tagebuch,

es war Zeit für eine neue Aufgabe und ich habe sie gefunden. Gestern verabschiedete ich mich in Japan von meiner alten Mannschaft, schon heute hatte ich meinen ersten Arbeitstag auf einem anderen Kontinent. Im Osten Amerikas trainiere ich nun Atlanta United.

Es sprach sehr viel für den Wechsel. Es war einfach mal Zeit für eine neue Aufgabe. Wir können unser Gehalt massiv verbessern, verdienen künftig umgerechnet 962.000 € im Jahr. Und vor allem müssen wir nun nicht mehr mit einem finanziellen Underdog darum kämpfen, ein Wunder zu schaffen und den Titel zu holen, sondern sind in diesem Bereich top aufgestellt.

Trotzdem warten große und herausfordernde Aufgaben auf uns.

ATLANTA UNITED: EIN CLUB WILL DEN TITEL

Es ist klar, dass hier von uns Titel erwartet werden. Selbst in der ersten Saison sollen wir schon mindestens das Conference Finale erreichen. Danach will der Vorstand, dass wir das beste Team Nordamerikas sind und regelmäßig die Meisterschaft holen.

Dabei gelang dies dem Verein nur ein einziges Mal in seiner Geschichte: 2018! Zuletzt war man 2025 Gewinner der Eastern Conference, verlor dann aber im Finale um den MLS Cup. Dass man ein Spitzenteam ist, zeigen aber jüngere Ergebnisse aus der regulären Saison. Im Vorjahr, also 2027, schloss man die reguläre Saison als Tabellenerster ab, 2026 als Tabellenzweiter. Nur dieses Jahr enttäuschte das Team mit Tabellenplatz 11, was auch meinem Vorgänger Christian Lattanzio nach über vier Jahren im Amt den Job kostete.

EIN KADER MIT WENIG GESTALTUNGSMÖGLICHKEITEN

Ich konnte direkt nach meiner Ankunft einige Baustellen identifizieren. Der Staff ist miserabel aufgestellt, da mehrere aus dem Team mit meinem Vorgänger Lattanzio den Verein verlassen haben. Bis zum Trainingsstart im Januar muss hier viel getan werden. Erste Aufgabe ist es, einen Co-Trainer zu finden.

Doch natürlich müssen wir uns vor allem mit dem Kader auseinandersetzen. Im physischen Bereich gehört der zu den besten der Liga und technisch ist er überdurchschnittlich. Mental liegt aber vieles im Argen. Insgesamt wurden in der gerade abgelaufenen Saison nur 24 Spieler eingesetzt, von denen viele auch unter mir zum Team gehören werden.

Denn Verträge laufen keine aus. Spieler zu verkaufen oder – wie es innerhalb der MLS üblich ist – zu tauschen, wird nicht so einfach. Für Neuverpflichtungen steht zwar reichlich Geld zur Verfügung, aber die strengen Gehaltsbeschränkungen des amerikanischen Fußballsystems lassen uns dafür wenig Raum – vor allem für richtig gute Spieler, die vielleicht ein Millionengehalt erwarten.

Denn die drei Designated-Player-Plätze für Spieler, die außerhalb der strikten Regeln bezahlt werden, sind schon vergeben. Mit dem amerikanischen Nationalverteidiger Miles Robinson und seinem Landsmann Shaq Moore stehen uns dabei zwei Abwehrspieler zur Verfügung, die richtig stark sind und nur zu gerne wichtige Faktoren im Team bleiben dürfen. Beim griechischen Stürmer Giorgos Giakoumakis muss man das abwarten. Er ist hier zwar seit sechs Saisons ein zuverlässiger Knipser, eiskalt und nervenstark vor dem Tor, aber sonst sehr limitiert. Leider hat er gleich noch zwei Jahre Vertrag.

Größte Baustelle ist auf jeden Fall das Tor. Zum einen stößt mir hier sauer auf, dass drei unserer insgesamt acht Ausländerplätze von Torhütern belegt sind. Der eigentlich Stammtorwart Manuel Roffo fällt zudem mit einem Kreuzbandriss noch mehrere Monate aus, sein Ersatz Kauê hatte eine katastrophale Saison und verursachte in beiden Spielen beim Ausscheiden in der 1. Play-Off-Runde Gegentore. Ich brauche definitiv eine neue Nr. 1 und idealerweise einen amerikanischen Back-Up.

Da ich Roffo mit seiner Verletzung nicht abgeben kann, ist es mein Plan, hier einen neuen Stammtorwart und einen jungen Amerikaner als Reserve zu holen. Nach seiner Rückkehr kann Roffo dann für die zweite Hälfte der Saison den Back-Up machen.

Daneben brauche ich noch einen Mittelfeldspieler und idealerweise einen Stürmer, der Giakoumakis ablöst (und so vielleicht dazu bringt, selbst den Verein zu wechseln). Gerade die Defensive ist aber richtig stark. Mit dem erst 23 Jahre alten Caleb Wiley, der aufgrund einer Ausnahmeregelung für junge Spieler etwas mehr als die Gehaltsobergrenze verdienen darf, George Bello und Routinier Birk Risa habe ich gleich drei richtig gute Linksverteidiger. Da Wiley auch auf dem offensiven Flügel zu Hause ist und Risa auch in der Innenverteidigung spielen kann, ist davon auch keiner überzählig.

Sonst erhoffe ich mir noch viel von dem italienisch-argentinischen Routinier Martin Payero, der vergangenes Jahr der beste Spieler des Teams war. Auch der pfeilschnelle, flexibel auf beiden Flügeln einsetzbare Edwin Mosquera dürfte auf viele Einsätze kommen, wenn wir seine Verletzungsanfälligkeit mit der richtigen Belastungssteuerung in den Griff bekommen.

Mal sehen, was mit diesem Team drin ist und was die nächsten Wochen, Monate und vielleicht sogar Jahre in den USA und vor allem in der MLS mit all ihren Regeln, Drafts und Tauschgeschäften bietet.

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